Die gesunde Kunst des „Scheißegal“ – wie Distanz uns vor Stress schützt
Wir leben in einer Zeit, in der jeder überfordert ist: Nachrichtenflut, Erwartungen im Beruf, Sorgen in der Familie. Überall wird von uns verlangt, präsent zu sein. Kein Wunder also, dass viele Menschen irgendwann an den Punkt kommen, an dem sie sagen: „Scheißegal.“
Aber ist das wirklich so schlimm? Oder kann ein Stück Gleichgültigkeit sogar heilsam sein?
Warum Distanz wichtig ist
Ständige Erreichbarkeit, Erwartungen und Informationsflut führen dazu, dass viele Menschen sich überlastet fühlen. Wir tragen Verantwortung im Beruf, in der Familie, in der Gesellschaft – und oft auch für Dinge, die gar nicht in unserer Macht liegen. Das Ergebnis: permanenter Stress.
Hier kommt die gesunde Distanz ins Spiel. Distanz bedeutet nicht Kälte, sondern Selbstschutz. Wer lernt, sich innerlich abzugrenzen, behält die Kontrolle über seine Energie.
Frau Lica Filote erklärt: „Psychische Distanz ist wie ein unsichtbarer Schutzschirm. Sie hält ab, was uns schadet, und lässt nur das durch, was uns stärkt.“
Praktische Umsetzung:
Nimm dir bewusst Momente, um dich zu fragen: „Ist das wirklich mein Problem?“
Wenn die Antwort „Nein“ lautet, erlaube dir, loszulassen.
Plane kleine Rückzugsinseln im Alltag – ob ein Spaziergang, Musik hören oder bewusst offline gehen.
Gesunde vs. gefährliche Gleichgültigkeit
Gleichgültigkeit hat zwei Gesichter. Sie kann ein heilsamer Schutz sein – oder eine Mauer, die uns vom Leben trennt. Der Unterschied liegt nicht im Wort selbst, sondern in der Haltung dahinter.
Gesunde Gleichgültigkeit
Das ist die Fähigkeit, Belastendes nicht zu nah an sich heranzulassen. Sie hilft, unnötigen Stress abzuwehren. Ein innerliches „ist mir egal“ kann befreiend wirken, wenn es uns vor toxischen Diskussionen, ständiger Kritik oder Problemen schützt, die wir ohnehin nicht lösen können.
Beispiel: Ein Kollege kritisiert jede Kleinigkeit. Anstatt dich aufzuregen, denkst du: „Das ist seine Meinung, nicht meine Realität.“ → Dein Stress sinkt sofort.
Gefährliche Gleichgültigkeit
Hier beginnt die Abwärtsspirale: Wer zu oft „ist mir egal“ sagt, riskiert, Mitgefühl und Verbundenheit zu verlieren. Dann entsteht Zynismus, Isolation oder sogar soziale Kälte.
Beispiel: Ein Freund meldet sich mit einem echten Problem – aber du winkst ab, weil du „keine Lust“ hast. Auf Dauer zerstört das Beziehungen.
Lotti beschreibt es mit einem treffenden Bild: „Ein bisschen ‚ist mir egal‘ ist wie Salz im Essen – ohne geht es nicht, aber zu viel verdirbt alles.“
Praktische Tipps für ein gesundes „ist mir egal“
Ein „ist mir egal“ kann befreiend wirken – vorausgesetzt, es wird bewusst und gezielt eingesetzt. Hier ein paar Strategien, die helfen, Gleichgültigkeit als Schutzschild und nicht als Mauer zu nutzen:
Selektiv sein: Nicht jedes Thema verdient deine Aufmerksamkeit. Frage dich: „Wird das in einem Jahr noch eine Rolle spielen?“
Bewusst entscheiden: Ein „ist mir egal“ sollte keine spontane Flucht sein, sondern eine Wahl. Frau Filote betont: „Distanz bedeutet nicht Flucht, sondern Wahlfreiheit.“
Empathie behalten: Grenzen setzen heißt nicht, kalt zu werden. Sage nicht „ist mir egal“ zu Menschen, die dir wichtig sind – nur zu Situationen, die dich überfordern.
Humor nutzen: Ein Lächeln oder ein lockerer Spruch entschärfen Stress besser als Ärger oder Rückzug.
Die Balance finden
Die wahre Kunst liegt nicht darin, alles kalt abzulehnen, sondern die richtige Balance zu halten. Ein gesundes „ist mir egal“ ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Reife: die Fähigkeit, Wichtiges vom Unwichtigen zu trennen.
Lotti fasst es bildhaft zusammen: „Ein bisschen ‚ist mir egal‘ ist wie Salz im Essen – ohne schmeckt es fad, mit der richtigen Menge ist es perfekt, aber zu viel macht alles ungenießbar.“
Frau Lica Filote ergänzt: „Indifferenz darf kein Panzer sein, der uns vom Leben trennt, sondern ein Filter, der uns schützt.“
Wer diese Balance findet, bleibt innerlich frei: frei von unnötigem Stress, aber offen genug für die Dinge, die das Leben wertvoll machen – Liebe, Freundschaft, Kreativität und Sinn.
So wird aus einem scheinbar negativen Satz – „Scheißegal“ – ein Werkzeug für mehr Gelassenheit. Denn wer nicht alles an sich heranlässt, bleibt frei genug, um das Wesentliche mit vollem Herzen zu leben.
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